Für Innovation und Tradition

interview von bruno Clément und Florent Liardet 

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Florent Liardet

Wir haben das Modell der zweiköpfigen Direktion von unseren Vorgängern übernommen. Der HR-Experte, der den Übergangsprozess begleitet hat, hat uns übrigens ebenfalls geraten, die bewährte Co-Direktion beizubehalten. Angesichts der vielfältigen Themenbereiche, mit denen der Park zu tun hat, ist es eine Herausforderung, sämtliche Problemfelder und Mechanismen zu überblicken und zu verstehen, besonders auf kantonaler und nationaler Ebene. Zudem trägt das Modell mit zwei Direktorenposten zu je 80% zur beruflichen und privaten Selbstverwirklichung bei.

Bruno Clément

Ich betrachte dieses Führungsmodell als echte Chance. Jeder von uns kann seine Kompetenzen in seinem Tätigkeitsbereich einbringen. Parallel zum Wechsel in der Leitung gibt das Prinzip der Shared Governance (geteilte Führung, ein Modell der dezentralen und partizipativen Führung und Entscheidungsfindung, Anm. d. Red.), das der Park seit zwei Jahren befolgt, dem Team mehr Autonomie. Informationen werden weitergegeben, man spornt sich gegenseitig an, und die Verantwortlichkeiten jeder und jedes Einzelnen werden gestärkt.

Florent

Die Instrumente der geteilten Führung geben uns viel Flexibilität. Das entspricht der Art, wie wir uns unsere Direktion vorstellen und gibt unserem stabilen, erfahrenen und kompetenten Team Raum. Jedes Teammitglied kann so sein Potenzial entfalten. Zudem gibt es ganz konkrete Verbesserungen im Arbeitsalltag, mehr Effizienz etwa oder eine grössere Zufriedenheit der Mitarbeitenden.

Bruno

Diese Stabilität wurde auch durch die Erneuerung der Charta Ende 2020 gefördert, der die Mitgliedsgemeinden mit grosser Mehrheit zustimmten. Im Weiteren hat der Beitritt neuer Gemeinden die Verankerung des Parks gestärkt. Der Verein und seine Organe ebenso wie die institutionellen Verbindungen mit Gemeinden, Regionen, Kantonen und Bund funktionieren gut. Diese hervorragenden Beziehungen ermöglichen eine Zusammenarbeit über lokale, regionale und kantonale Grenzen hinweg, die es so ohne den Park nicht gäbe.

Florent

Von 2012 bis 2020 hat der Park viel dafür getan, seine Präsenz in der Region zu legitimieren. Inzwischen ist er als institutioneller Akteur, der sich einbringt, anerkannt. Mit unserem Amtsantritt im Jahr 2023 können wir diese Rolle weiterentwickeln. Unser Ziel ist, die Wirkung unserer Initiativen zu erhöhen, indem wir Synergien mit unseren Partnern nutzen. Das ist heute in vielen Bereichen möglich, etwa bei der Förderung der Biodiversität, des Tourismus oder der lokalen Wirtschaft.

Bruno

Die Politik hilft hier auch, denn sie bewegt sich immer mehr in Richtung der Werte und Ideen des Parks. Ob Energiewende, Nachhaltigkeit, Biodiversität oder Klimaschutz: Diese Themen interessieren längst breite Kreise ausserhalb des Parks und werden auch von Kanton und Bund getragen. Der Park sollte aber seine Vorreiterrolle bewahren, indem er auf seinem Territorium beispielhafte Initiativen von Gemeinden und von Privatpersonen unterstützt.

Florent

Eine der Herausforderungen des Parks besteht darin, zu einem Miteinander in Fragen der Nachhaltigkeit beizutragen und so sowohl den eigenen Ansprüchen als auch jenen des Publikums gerecht zu werden. Der Schutz des Klimas und die Reduktion der Emissionen haben weiterhin oberste Priorität, doch der Park darf sich nicht in eine politische Auseinandersetzung zwischen Links und Rechts ziehen lassen und muss die Türen für Lösungen von allen Seiten offenhalten. Gleichzeitig muss er seine Sensibilisierungsfunktion wahrnehmen und zu besseren Rahmenbedingungen beitragen, indem er nicht moralisiert, sondern auf der Grundlage von objektiven Fakten informiert und argumentiert. Um Massnahmen zugunsten des Klimas und der Natur umzusetzen, braucht es die Teilnahme und das Engagement einer breiten Bevölkerung und keine neuen Gräben.

Bruno

Das Engagement der Bevölkerung ist unterschiedlich, das stimmt. Es ist wichtig, den Menschen Lust zu machen, gemeinsam etwas zu bewegen. Pfannenfertige Rezepte bringen da nicht viel. Besser ist es, über positive Erfahrungen zu sprechen und über Dinge, die in die richtige Richtung gehen.

Florent

Entscheidend ist, wie man mit den Leuten spricht. Der Park ist und bleibt ein Ansprechpartner für alle. Wir moralisieren und ideologisieren nicht, das würde die Menschen abschrecken. Nachhaltigkeit ist für uns ein offenes Thema, über das wir nicht urteilen und das wir nicht instrumentalisieren. Wir wollen konkrete und effiziente Massnahmen, die auch anderswo angewendet werden können. Der Park behält seine Rolle als Initiant von Projekten.

Bruno

Versucht man, die verschiedenen Dimensionen der nachhaltigen Entwicklung miteinander in Einklang zu bringen, stösst man immer wieder auf das Spannungsfeld zwischen einer Nachhaltigkeitsvision, die den ökologischen Wandel rasch vorantreibt, und einem gesunden Pragmatismus, den es braucht, um möglichst viele Menschen einzubinden. Unsere Aufgabe ist es, alle Akteure dazu zu bringen, ihre jeweiligen Möglichkeiten auszuschöpfen.

Florent

Ja, der Park ist bei allen Anliegen gefragt, die seinen Werten und Zielen entsprechen. Dann müssen wir da sein und uns für Innovation und Tradition gleichermassen einsetzen.